Geschichte des Fallschirmspringens

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Der Wunsch des Fliegens ist ein wohl historisches Ringen des Menschen mit den Naturgewalten und den Grundgesetzen der Physik. Hiermit eng verknüpft ist das sichere Gleiten und Hinabsegeln aus großen Höhen, welche ohne ersteres wohl niemals effektiv erreicht werden könnten. Eben dies ist das Fallschirmspringen, welches heutzutage in vielerlei Gebieten Anwendung findet.

Adrenalin pur – Fallschirmspringen

So wird es von Extremsportlern als Aktivität genutzt, sich Adrenalinstöße in einem außergewöhnlichen Szenario unter sportlichen Bedingungen zu verschaffen. Aber auch das Militär nutzt diese Art der Fortbewegung, um effizient und präzise kleine Truppenverbände in schwer begehbares Terrain zu verfrachten. Im folgenden Text wird darauf eingegangen, wie es die Menschheit überhaupt schaffte, sich dieses Feld sicher zu erschließen. Zeichnung von A.-J. Garnerins Fallschirm.

Fallschirme von Leonardo Da Vinci
Erste Skizzen eines Fallschirms finden sich bereits unter den Werken Leonardo Da Vincis aus dem Jahre 1483. Das Eigengewicht dessen betrug allerdings 90 Kilogramm, ein Umstand, welcher wohl auf das erdachte zu verwendende Material von Leinen und Holz zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz ergaben Nachbauten der Skizzen im Jahre 2000, dass dieser Fallschirm durchaus funktioniert, sieht man von den Problemen der nicht existenten Lenkung und der gefährlichen Landung ab. Damals wurde dieses Modell, wie vieles aus dem Gedankengut Da Vinics, allerdings nie realisiert.

Der Fallschirm, ein kroatische Erfindung?

Der erste funktionsfähige Fallschirm, welcher tatsächlich umgesetzt und erprobt wurde, stammt von dem Kroaten Faust Vrancic. Das Problem der Höhe überwand er durch die Wahl eines exklusiven Startpunktes: dem Glockenturm eines Doms in Bratislava. Der Sprung aus 86 Metern glückte im Jahre 1617, weshalb er daraufhin durch Europa zog und diese Vorstellung an mehreren historischen Bauten lieferte.

Erster „wirklicher“ Fallschirmsprung führte Franzose durch

Der erste Sprung mit einem Fallschirm aus einem fliegenden Element, wie wohl der klassische Sprung definiert sein dürfte, erfolgte schließlich im Jahre 1797. Der Franzose André Jacques Garnerin wagte den Absprung aus einem Wasserstoffballon in 400 Metern über Paris. Erschwert wurde die Gleitphase durch die starken Pendelbewegungen des Fallschirms aufgrund eines unvollkommenen Designs, weshalb den zahlreichen Zuschauern ein wohl besonders spannendes Spektakel geboten wurde.

Interesse am Fallschirmspringen nimmt ab

Die folgenden Jahrzehnte waren vor allem durch ein eher bescheidenes Interesse, aber auch verwegenen Ideen, gekennzeichnet. So sprang der Engländer Cocking aus 2 Kilometern Höhe mit einem Schirm, dessen Scheitel an der Unterseite war. Diese Unternehmung scheiterte natürlich mit dem Absturz und Tod des Erfinders.

Die klassische Form, mit welcher heutzutage gesprungen wird, dem anfangs zusammengefalteten Fallschirm, stammt aus dem Jahre 1890. Mit diesem gelang es der deutschen Käthe Paulus, aus über einem Kilometer Höhe aus einem Ballon abzuspringen und daraufhin hintereinander 2 zusammengefaltete Fallschirme zu aktivieren. Die Grundlage für den Sprung aus Flugzeugen war hiermit geschaffen.

Fallschirmtechnik immer perfekter

In den Folgejahren wurde diese Technik dann auch aufgegriffen und immer weiter perfektioniert. Dennoch war der Sprung aus einem Flugzeug ein gefährliches Unterfangen, sowohl für den Springenden selbst als auch den Piloten. Dies zeigt das Unvermögen vieler Experimentfreudigen, einen Piloten zu finden, weshalb sie das Flugzeug oft selbst flogen, welches nach dem Absprung natürlich abstürzte. Aber selbst jetzt noch öffnete sich der Fallschirm, sobald man das Flugzeug verlies.

Der heutige Standard, eine Reißleine, wurde erst durch den Amerikaner Leslie Irvin eingeführt. 1919 sprang er aus einem halben Kilometer Höhe aus seinem Doppeldecker und flog erst einige Sekunden zu Boden, bevor er den Fallschirm öffnete. Insbesondere der Mut dieses Pioniers ist hervorzuheben, da das Bewusstseinsverhalten eines Menschen bei einer längeren Freiflugdauer in einer derartigen Höhe komplett unerforscht war. Der Fallschirm wurde daraufhin als ein effektives Instrument der Rettung betrachtet.

Entwicklung zum Fallschirmsport

Fallschirmspringen tatsächlich als Sport zu kategorisieren sollte noch über 10 weitere Jahre dauern. In den 1930ern kam, durch steigende Sicherheit und wachsendem öffentlichen Interesse, der Sportgedanke vor allem dank des deutschen Richard Kohnke auf. Regeln wurden erlassen und Turniere veranstaltet, was wiederum für einen weiteren steigenden Bekanntheitsgrad sorgte.

Der Fallschirm wird zur Waffe

Kriegstechnisch spielte der Fallschirm im ersten Weltkrieg noch keine nennenswerte Rolle. Im 2. wurde er bereits zu mehr als nur einer Lebensversicherung der Flieger, sondern zu einem Instrument des überraschenden Angriffs. Besonders eindrucksvoll war in diesem Zusammenhang der Angriff in der Normandie, zu welchem Tausende Alliierter Truppen hinter den feindlichen Linien abgeworfen wurden. Doch selbst heute noch operieren vor allem Spezialeinheiten mit diesem historisch bedeutsamen Gerätes: dem Fallschirm.

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